Bach lobt, Hörmann warnt: “Zurücklehnen wäre das falsche Signal”

Bach zufrieden mit deutscher Leistung © AFP

Der Deutsche Olympische Sportbund hat zur Halbzeit der Winterspiele ein äußerst positives Zwischenfazit gezogen, IOC-Präsident Thomas Bach verteilte ein Sonderlob. In der Diskussion um mehr Geld kommen die vielen Goldmedaillen gerade recht.

Pyeongchang (SID) Bei Weißwurst und Leberkäse gingen die warmen Worte des obersten Olympia-Chefs runter wie Öl. “Einen solchen Auftakt konnte sich niemand erhoffen. Chapeau an alle Athleten!”, sagte IOC-Präsident Thomas Bach am Samstagabend auf der Bühne des Deutschen Hauses in Pyeongchang: “In der ersten Woche so viele Medaillen zu sammeln, davon neun goldene, das ist wirklich unbeschreiblich.”

Alfons Hörmann, Bachs Nachfolger als Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB), saß währenddessen an einem der eingedeckten Holztische im großen Saal, das Sonderlob nahm er lächelnd zur Kenntnis. Am Vormittag hatte der 57-Jährige selbst ein äußerst positives Zwischenfazit der Winterspiele gezogen.

“Wir können mit Zufriedenheit, einer Portion Stolz, aber auch mit der nötigen Portion Demut auf die erste Woche zurückblicken”, sagte Hörmann: “Es war ein wertvoller und guter Start, der uns emotionalen Rückenwind gibt.” Nicht nur für die zweite Woche in Südkorea.

Die deutsche Mannschaft belegte am Ende des achten Wettkampftages souverän die Spitzenposition (neun Gold-, vier Silber- und vier Bronzemedaillen). Die Schmach von den Winterspielen in Sotschi (8/6/5) ist schon zur Halbzeit vergessen – für den DOSB ein Pfund in den schwierigen Verhandlungen mit Wirtschaft und Politik um mehr Geld für den Spitzensport.

“Wer meint, dass wir dieses Ergebnis mit den heutigen Mitteln und Strukturen halten können, der wird sich spätestens bei den Spielen 2022 in Peking wundern und mit schmerzverzerrtem Gesicht an Pyeongchang erinnern”, mahnte Hörmann: “Wir müssen die Strukturen weiter optimieren. Ohne eine deutliche und klare Erhöhung der finanziellen Mittel wird es nicht gelingen, die Top-Sportarten auf diesem Niveau zu halten und die, die noch nicht dort sind, nach oben zu bringen.”

Konkret forderte Hörmann die Erhöhung der Athletenförderung durch die Stiftung Deutsche Sporthilfe, die momentan 13 bis 14 Millionen Euro pro Jahr ausschüttet. Bislang wird das Geld vor allem durch Förderer aus der Wirtschaft bereitgestellt, leben können die Athleten allein von dem Zuschuss nicht.

“Zurücklehnen wäre das falsche Signal”, sagte Hörmann. Nach den Wettkämpfen in Südkorea sollen die letzten strukturellen Details der Spitzensportreform geklärt werden, ehe der Gesamtbedarf “bis auf die letzte Million” berechnet werden kann. Dafür muss zudem ein neuer Innenminister ernannt werden, Favorit ist derzeit Horst Seehofer (CSU). Jetzt schon eine Forderung von “in Anführungszeichen 100 Millionen” auszugeben, “wäre richtig und falsch zugleich”, sagte Hörmann.

Die Zwischenbilanz in Südkorea dürfte die Verhandlungen einfacher machen. “Die Sportler waren die perfekten Botschafter für unser Land”, sagte Hörmann. Der bisherige Höhepunkt in Südkorea sei für ihn die Goldmedaille im Eiskunstlaufen durch Aljona Savchenko und Bruno Massot gewesen. “Dass wir 66 Jahre darauf warten mussten, macht diesen Erfolg zu einem ganz besonderen”, sagte Hörmann: “Aber auch zahlreiche weitere Punkte haben uns viel Freude bereitet.”

Wie gut die Halbzeitbilanz ist, zeigt der Vergleich mit Turin 2006, als ein deutsches Olympia-Team zum bislang letzten Mal die Medaillenwertung gewonnen hat: Damals standen sechsmal Gold, sechsmal Silber und dreimal Bronze zu Buche.

Chef de Mission Dirk Schimmelpfennig warnte, dass die Mannschaft zwar “das Potenzial” habe, “sich an jedem Tag am Kampf um die Medaillen zu beteiligen – aber nicht die Garantie”.


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