Doping: Kassner gegen IOC-Begnadigung Russlands – Reindl dafür

Es gibt Uneinigkeit über die Begnadigung der russischen Athleten ©AFP

DOSB-Athletensprecherin Silke Kassner hat sich strikt gegen eine schnelle Aufhebung der Suspendierung Russlands durch das Internationale Olympische Komitee IOC ausgesprochen. “Für eine Begnadigung des russischen NOK ist es viel zu früh – völlig unabhängig vom Fall des Curlers. Es muss zuerst ein System- und Kulturwandel stattfinden”, sagte Kassner, die auch Athletenvertreterin im Aufsichtsrat der Nationalen Anti Doping Agentur (NADA) ist, dem SID.

“Entweder hat ein Land das Werteverständnis für den Schutz der sauberen Athleten, oder es hat es nicht. Russland hat es ganz offensichtlich nicht”, ergänzte die ehemalige Kanutin: “Das zeigt schon das nicht enden wollende Leugnen und der Mangel an Demut. Ohne ein spürbares Verständnis, dass Sport sauber sein muss, kann dieses Land keinen Platz in der olympischen Familie haben.”

Entsprechend solle das IOC handeln. “Alle, die diesen Prozess mit vernünftigen Menschenverstand verfolgen, müssen dem IOC signalisieren, dass Russland noch nicht so weit ist”, sagte Kassner.

In Pyeongchang gab es auch gegenteilige Stimmen. “Wenn du einen erwischt hast, dann musst du ihn aus dem Verkehr ziehen”, sagte Franz Reindl, Präsident des Deutschen Eishockey-Bundes (DEB), dem SID. “Aber ich möchte es nicht als russisches Thema sehen, sondern als kapitalen Fehler eines einzelnen. Solange nichts anderes dahinter steckt, sollte nur er bestraft werden”, sagte Reindl, der im erweiterten Präsidium des pro-russisch eingestellten Weltverbandes IIHF sitzt.

Die Anti-Doping-Division des Internationalen Sportgerichtshofs CAS hatte am Montag in Pyeongchang ein Verfahren gegen Kruschelnizki eingeleitet. Er hatte gemeinsam mit seiner Curling-Partnerin und Ehefrau Anastassija Brysgalowa im Mixed-Wettbewerb die Bronzemedaille gewonnen.

Konstantin Wybornow, Sprecher der “Olympischen Athleten aus Russland” (OAR) in Pyeongchang, hatte am Sonntag bestätigt, “dass die Leitung unserer Delegation eine offizielle Nachricht des IOC erhalten hat eine mögliche Verletzung der Anti-Doping-Regeln betreffend.” Russische Medien berichteten übereinstimmend, dass Kruschelnizki in der A-Probe positiv auf das verbotene Herzmittel Meldonium getestet worden war.

Ob der Dopingfall, sollte er sich bestätigen, Auswirkungen auf eine mögliche Aufhebung der Suspendierung des russischen Nationalen Olympischen Komitees noch vor der Schlussfeier am Sonntag hat, ist unklar. Eine solche Begnadigung hatte das IOC in Aussicht gestellt. Die IOC-Exekutive unter Leitung von Präsident Thomas Bach, die letztlich die Entscheidung über eine Wiedereingliederung Russlands trifft, kommt am Samstag zusammen.


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