Gensheimer und Co. beziehen WM-Quartier – “Kann endlich losgehen”

Freut sich auf die WM: Spielmacher Martin Strobel ©PIXATHLON

Mit dem Einzug ins WM-Quartier hat sich die Vorfreude der deutschen Handballer auf die Heim-Weltmeisterschaft nochmal gesteigert. Auch das öffentliche Training schürte die WM-Euphorie.

Berlin (SID) Kapitän Uwe Gensheimer schlenderte in weißen Frottee-Pantoffeln über die Flure, Bundestrainer Christian Prokop verschwand mit einem Lächeln im Fahrstuhl, und Turnier-Neuling Fabian Böhm machte große Augen: Mit einer Mischung aus Anspannung und Vorfreude bezogen die deutschen Handballer zwei Tage vor dem Eröffnungsspiel gegen ein vereintes Team Korea (18.15 Uhr/ZDF) ihr WM-Quartier in Berlin.

“Es kann endlich losgehen. Die Vorfreude ist nochmal größer geworden”, sagte Weltklasse-Linksaußen Uwe Gensheimer dem SID. Rückraumspieler Böhm war beeindruckt: “Auf dem Weg zum Hotel habe ich überall Plakate gesehen.” Auch Spielmacher Martin Strobel stellte fest: “Jetzt steigt die Spannung. Wenn man im Hotel eincheckt und dann zum ersten Training fährt, geht es richtig los.”

Am Nachmittag hatte Prokop ein öffentliches Training im Sportforum Hohenschönhausen angesetzt. Erwartet wurden 2000 Fans, anschließend sollten Gensheimer und Co. die Anhänger mit Autogrammen und Selfies beglücken.

“Zwei Tage vor dem Eröffnungsspiel gegen Korea können wir unseren Fans ganz besondere Einblicke geben und WM-Atmosphäre erleben”, sagte Prokop. DHB-Sportvorstand Axel Kromer hofft, dass das öffentliche Training dazu beiträgt, “dass wir bei den Spielen als Einheit auftreten können, die Zuschauer und die Mannschaft.”

Die Unterstützung der 14.800 Zuschauer in der ausverkauften Arena am Ostbahnhof kann der Olympiadritte im Auftaktspiel gegen Korea gut gebrauchen. Die unorthodoxe Spielweise der Asiaten und die politische Dimension des gemeinsamen Auftritts der verfeindeten Brüder-Nationen birgt Risiken.

“Wir haben gegen Korea ein Auftaktspiel, das medial und auch politisch stark begleitet wird”, sagt Prokop. Entscheidend sei es, “dass wir nicht nur gute Gastgeber sein wollen, sondern von Anfang an die Vorfreude in Euphorie umwandeln wollen.”

Von der Verbandsspitze haben Prokop und sein Team das Ziel Halbfinale ausgerufen bekommen. Insgeheim liebäugelt der ein oder andere aber auch schon mit dem Titel und einem zweiten Wintermärchen wie bei der letzten Heim-WM 2007. “Natürlich wollen wir das schaffen”, sagt Gensheimer, der beim Gold-Coup der “Bad Boys” bei der EM 2016 verletzt gefehlt hatte: “Wir wollen mit unserer Leistung einen Hype auslösen.”

Ein Hype, der sich auch finanziell für die Spieler bezahlt machen würde. Bei einem WM-Titel erhält das gesamte Team eine Prämie in Höhe von 450.000 Euro. Bei einer Finalniederlage am 27. Januar bei Co-Gastgeber Dänemark (Herning) wären immerhin noch 350.000 Euro im Topf. Das Erreichen der Hauptrunde in Köln bringt 50.000 Euro ein. Diese Zahlen bestätigte DHB-Generalsekretär Mark Schober dem Sportbuzzer.

Ein neunter Platz wie bei der EM vor einem Jahr wäre jedoch eine herbe Enttäuschung. Prokop, der bei seinem Debüt in Kroatien viel Kritik einstecken musste, wäre dann als Bundestrainer nicht mehr zu halten. Der 40-Jährige hat verstärkt an seiner Kommunikation gearbeitet und bei der Nominierung mehr auf die Teamhierarchie geachtet.

“Er hat nun die Sicherheit, die Mannschaft hinter sich zu wissen”, sagte DHB-Vizepräsident Bob Hanning. Kritik an Prokop kommt aber auch vor der Heim-WM auf. Der ehemalige Welt- und Europameister Christian Schwarzer moserte öffentlich über die Nicht-Nominierung von Rechtsaußen Tobias Reichmann. Weltmeister Michael Kraus, der selbst vergeblich auf ein WM-Ticket gehofft hatte, kann “nicht verstehen”, dass sein Vereinskollege und Torhüter Johannes Bitter nur Stand-by-Spieler ist.

Prokop wird letztlich am Erfolg gemessen – und hier sehen zumindest die Wettanbieter gute Chancen. Bei bwin gibt es das 5,50-fache des Einsatzes zurück, sollte das Prokop-Team tatsächlich Weltmeister werden. Stärker werden auf dem Papier nur Olympiasieger Dänemark (1:3,25) und Titelverteidiger Frankreich (1:3,50) eingeschätzt.

 


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