Präsident Reinhard Grindel vom Deutschen Fußball-Bund (DFB) ruft nach zunächst deutlicher Kritik an Mesut Özil und Ilkay Gündogan für die Zukunft zu einem fairen Umgang mit den beiden Nationalspielern auf. Die Mittelfeldstars hatten am Sonntag in London den umstrittenen türkischen Staatspräsidenten Recep Tayyip Erdogan getroffen. “Menschen können Fehler machen. Wir müssen das Maß wahren”, sagte Grindel am Dienstag im Dortmunder Fußball-Museum und ergänzte, viele Kritiker hätten über das Ziel hinausgeschossen.
“Wir vonseiten des Verbandes haben den beiden klargemacht, dass es keine glückliche Aktion war”, sagte Bundestrainer Joachim Löw bei der Bekanntgabe des WM-Kaders am Dienstag in Dortmund. Er kündigte ein Gespräch mit den Spielern für das Trainingslager der Nationalmannschaft in Südtirol (23. Mai bis 7. Juni) an. Er betonte allerdings auch: “Beide haben für die Integration in Deutschland sehr viel getan”, der Vorfall, ergänzte er, werde “eine Lehre für sie sein”.
Grindel versicherte, der DFB werde “bei dem bleiben, was eine Richtschnur ist: Integration ist eine Schlüsselfrage für die Zukunft des deutschen Fußballs. Es ist nicht interessant, wo du herkommst, welche Hautfarbe du hast, was deine Religion ist, sondern, dass du dich auf Basis gemeinsamer Regeln zu einer Mannschaft findest”. Das Problem an dem Fototermin sei gewesen, dass “nicht das Miteinander, sondern eher das Trennende hervorgerufen und manches Vorurteil bestätigt wurde”.
Auch Nationalmannschaftsdirektor Oliver Bierhoff bezeichnete das Verhalten der türkischstämmigen Spieler als “unglücklich”. Özil und Gündogan hätten sich der Wirkung bewusst sein müssen. Allerdings: “Man muss auch verstehen, wie Türken in dieser Sache ticken.” Die DFB-Führung werde die WM-Fahrer “auf die Brisanz gewisser Fragen hinweisen, auch im Zusammenhang mit Russland”. Dies sei jedoch ohnehin geplant gewesen.
Özil und Gündogan hatten Erdogan am Sonntag in einem Hotel in London getroffen und signierte Trikots ihrer Vereine überreicht. Gündogan erklärte dies mit einer Geste der Höflichkeit. Führende Politiker und auch Grindel hatten empört reagiert. Löw, einst Trainer in der Türkei, sagte, er zeige auch ein “bisschen Verständnis” für die Spieler, weil er wisse, dass bei Spielern “mit Migrationshintergrund” zwei Herzen in der Brust schlügen.