Lindsey Vonn verpasst den Start in ihre Abschiedssaison verletzungsbedingt. Damit gerät ihr letztes großes Karriereziel in Gefahr.
Copper Mountain/München (SID) Lindsey Vonn hat die Abfahrtshocke eingenommen und ihre Fäuste mit den Skistöcken angriffslustig nach vorne gereckt, ihr Blick ist fokussiert. Doch das Foto, das Vonn in der Nacht auf Mittwoch auf ihren Instagram-Kanal stellte, täuscht: Die 34-Jährige wird erst einmal keine Rennen fahren.
Bei einem Sturz im Super-G-Training am Montag in Copper Mountain im US-Bundesstaat Colorado hat sich Vonn eine Knieverletzung zugezogen. “Die gute Nachricht: Ich brauche keine OP”, schrieb Vonn zu besagtem Foto, die schlechte: Die Abfahrts-Olympiasiegerin von 2010 verpasst deshalb den Start in ihre Abschiedssaison Ende November/Anfang Dezember mit zwei Abfahrten und einem Super-G in ihrem “Wohnzimmer” Lake Louise.
Vonns letztes großes Karriereziel, mit fünf weiteren Siegen den Weltcup-Rekord von Ingemar Stenmark (Schweden/86 Erfolge) zu übertrumpfen, gerät damit ernsthaft in Gefahr. “Macht euch nicht zu viele Sorgen”, schrieb Vonn ihren Fans, “ich bin am Boden, aber nicht draußen.”
Mit dem Siegrekord würde für sie “ein Traum wahr werden”, hatte Vonn zuletzt immer wieder betont. Nun aber werde es “kein einfacher Weg”, kommentierte ihre frühere Rivalin Tina Maze (Slowenien) Vonns Mitteilung bei Twitter.
Das liegt vor allem daran, dass Vonn auf einen letzten Auftritt in “Lake Lindsey” verzichten muss: Dort war sie auf Sieg programmiert, ganze 18 ihrer 82 Weltcup-Erfolge hat Vonn in den kanadischen Rocky Mountains eingefahren. “Lake Louise war immer mein Lieblingsstopp auf der Weltcup-Tour. Ich bin am Boden zerstört, dass ich dieses Jahr nicht kommen kann”, sagte sie.
Vonns nächstmöglicher Einsatz wäre der Super-G am 8. Dezember in St. Moritz. Beginnend mit dem Rennen in der Schweiz stünden noch 14 Speed-Events auf dem Programm – genau so viele wie Vonn im vergangenen Winter bestritten hatte. Damals holte sie fünf Siege – keinen davon in Lake Louise, wo sie bei der ersten Abfahrt in Führung liegend in den Fangzaun gekracht war.
Für Vonn spricht, dass mit Abfahrts-Olympiasiegerin Sofia Goggia (Italien) ihre schärfste Rivalin nach einem Knöchelbruch bis mindestens Januar ausfallen wird. Sie sehe “gute Chancen”, wolle den Rekord “unbedingt brechen und werde alles daran setzen, weil es meine letzte Gelegenheit ist. Ich will mich mit einem Knall verabschieden”, sagte Vonn in einem am Mittwoch erschienenen Interview mit der Sport Bild – geführt, bevor sie jetzt stürzte.
Doch statt auf Schnee setzt sie nun erstmal auf Eis – von ihrer Lieblingsmarke (Ben&Jerry’s), wie Schwester Karin Kildow verriet. Dass Vonn in dem Fall, dass sie Stenmarks Marke verpasst, noch ein Jahr dranhängen wird, hatte sie selbst zuletzt ausgeschlossen. Auch ohne Rekord hätte sie “eine unglaublich erfolgreiche Karriere” gehabt, betonte die Amerikanerin. Noch aber ist ihr Ehrgeiz ungebrochen – Knie hin oder her.