Der Franzose Eric Boullier ist nach enttäuschenden Jahren und turbulenten Monaten nicht mehr Renndirektor beim Formel-1-Rennstall McLaren. Das teilten die Engländer am Mittwoch vor dem Großen Preis von Großbritannien mit. Boulliers Rücktritt gehe demnach einher mit einer kompletten Neustrukturierung der Führungsetage beim Traditionsteam, das seinen Ansprüchen auch 2018 weit hinterherläuft.
So nimmt der frühere Indy-500-Gewinner Gil de Ferran die neu geschaffene Position des Sportdirektors ein. Simon Roberts ist als Chief Operating Officer von McLaren Racing für Produktion, Engineering und Logistik zuständig, Andrea Stella wird zum Performance Director ernannt und verantwortet damit die Arbeit an der Rennstrecke.
“Die Leistung des MCL33 im Jahr 2018 ist den Erwartungen nicht gerecht geworden”, sagte McLaren-Geschäftsführer Zak Brown: “Das ist nicht die Schuld der Hunderten engagierten Mitarbeitern bei McLaren. Die Ursachen sind systemischer und struktureller Natur, deshalb sind große Veränderungen notwendig.”
McLaren hatte seit 2015 mit Motorenpartner Honda enttäuscht, war zu Beginn der laufenden Saison auf Renault-Antriebe umgestiegen und peilte damit Podestplätze an. Davon ist das einst so erfolgreiche Team aber weit entfernt, nach zumindest ordentlichem Saisonstart ging es zuletzt steil bergab. Nur vier Punkte holten Ex-Weltmeister Fernando Alonso (Spanien) und Stoffel Vandoorne (Belgien) in den vergangenen vier Rennen.
Boullier selbst hatte einen Rücktritt noch beim Grand Prix in Frankreich vor zwei Wochen ausgeschlossen. Der 44-Jährige war auch wegen seiner Teamführung in die Kritik geraten, unter anderem machte McLaren mit “Schoko-Gate” kuriose Schlagzeilen: Anonymen Aussagen von Mitarbeitern zufolge soll die Crew für harte Arbeit und die Einhaltung von Fristen mit Schokoriegeln belohnt worden sein – die Abgabe sei dabei auf einen Riegel pro Mitarbeiter begrenzt gewesen. Zudem klagte ein Angestellter über eine “vergiftete” Atmosphäre und “Ahnungslosigkeit” der Bosse.