Nach WADA-Entscheidung: NADA kritisiert IOC und Sportstrukturen scharf

Das IOC wurde im Fall Russland heftig kritisiert © PIXATHLON

Die Nationale Anti-Doping Agentur NADA hat nach der umstrittenen Wiederaufnahme Russlands durch die WADA das Internationale Olympische Komitee IOC und die verkrusteten Strukturen im Weltsport scharf kritisiert. “Das lässt uns im Moment ratlos zurück, dass wir mit unseren aus der Praxis kommenden Anregungen nicht durchdringen und an der Phalanx des Sports aus IOC und internationalen Verbänden abprallen”, sagte NADA-Vorstand Lars Mortsiefer im SID-Interview.

Das IOC habe eine “völlig andere Sichtweise”. Es wolle “auch aus wirtschaftlichen Gründen alle Nationen an Bord haben, letztlich auch die Russen”, sagte der NADA-Chefjurist. Zudem gebe es “Seilschaften, Abhängigkeitsverhältnisse und Interessenkonflikte, alles über Jahre und Jahrzehnte gewachsen”. Diesen Status quo bezeichnete Mortsiefer als “eine ständige Bedrohung des internationalen Anti-Doping-Kampfes”. Die “Aussitzmentalität” des internationalen Sports sei das “wirklich Erschreckende”.

Normalerweise könnten durch “stetige Sachargumente, Arbeit in Gremien und internationales Zusammenwirken, aber auch öffentliche Transparenz Entscheidungsgrundlagen mitbestimmt werden”, ergänzte Mortsiefer: “Im Sport scheint es genau andersherum zu sein. Durch Druck entsteht gar nichts – beziehungsweise nur noch stärkere Verknotungen im Gestern, nur noch stärkeres Verharren. Das ist erschütternd.”

Konkrete Pläne, wie die NADA mit der Situation in Zukunft umgehen will, konnte Mortsiefer nicht benennen. “Wir werden noch klarer hervorheben, für wen wir arbeiten: für die sauberen Athleten”, sagte Mortsiefer. Es werde nicht reichen, die Stimme zu erheben, wahrscheinlich müsse man “auch mit Hilfe der Athleten rigorosere Schritte einleiten”. Vielleicht gebe es rechtliche Möglichkeiten, aber das alles sei noch nicht spruchreif.


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