“Nutzobjekte im System”: Athletenvertretung attackiert den DOSB im Kampf um Förderung

Unter anderem übt Neureuther Kritik am DOSB © AFP

Zahlreiche deutsche Spitzensportler haben im Ringen um die Finanzierung einer unabhängigen Athletenvertretung den Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) angegriffen. “Athleten sind Nutzobjekte in diesem System”, sagte Skirennfahrer Felix Neureuther der Frankfurter Allgemeinen Zeitung: “Ich habe den Eindruck, dass der DOSB und sein Präsident fürchten, die Macht zu verlieren, über Sportlerinnen und Sportler zu bestimmen.”

Anlass für den Unmut ist die Streichung von 225.000 Euro aus dem Etatplan des Innenministeriums (BMI), die für die Einrichtung einer professionellen Geschäftsstelle der Sportlervertretung “Athleten Deutschland e.V.” vorgesehenen waren. Neureuther wirft dem DOSB und dessen Präsidenten Alfons Hörmann vor, die Etablierung einer eigenständigen Sportlerkommission im Bunde mit der Politik zu torpedieren.

“Da stecken die Herrschaften vom DOSB und aus der Politik bei den Winterspielen von Pyeongchang im Deutschen Haus die Köpfe zusammen, und zwei Wochen später heißt es, dass die 200.000 Euro, die dem Verein Athleten Deutschland zugesagt waren, an den DOSB gehen”, sagte Neureuther: “Wenn Alfons Hörmann wirklich wollte, dass die Athleten unterstützt werden, dann sollte er etwas dafür tun und dies nicht verhindern.”

Stephan Mayer, für den Sport zuständiger Parlamentarischer Staatssekretär im BMI, weist entsprechende Absprachen zurück. “Ich habe in Pyeongchang mit Alfons Hörmann nicht über den Verein Athleten Deutschland e.V. beziehungsweise dessen Förderung gesprochen”, teilte er der FAZ mit. Auch der DOSB ließ wissen, dass ein solches Gespräch in Pyeongchang definitiv nicht stattgefunden habe und verwies auf Aussagen Hörmanns in einem SID-Interview. Eine “wie auch immer geartete Professionalisierung” der Athletenkommission sei “unabdingbar”, hatte Hörmann gesagt. Der DOSB habe sich zudem nie “an Mitteln der Athleten bedient und werden es auch künftig nicht tun.”

Neben Neureuther drängen in der FAZ unter anderem die vier Olympiasieger Lena Schöneborn (Moderner Fünfkampf), Kristina Vogel (Bahnrad), Fabian Hambüchen (Turnen) und Robert Harting (Diskus) darauf, die unabhängige Vertretung deutscher Athleten zu ermöglichen, um auf Augenhöhe mit DOSB, Politik und Wirtschaft über die eigenen Belange sprechen zu können.

Dies sei notwendig, um grundsätzliche Probleme anzugehen. So hält Harting “das Machtgefälle zu Lasten der Athleten” für “nicht mehr hinzunehmen. Athleten sind zum Söldnertum gezwungen. Mehrere Fördersysteme wirken gleichzeitig auf den Athleten mit Verhaltensvorgaben ein.” Im Rahmen der Spitzensportreform müsse nun auch eine Reform des DOSB diskutiert werden, “die Frage über seine Existenzberechtigung sollte ebenso gestellt werden.” Der DOSB sei daran interessiert, Abhängigkeiten zu schaffen, und dies gelte momentan auch mit Blick auf die Athletenvertretung.


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