Die Annäherung zwischen den beiden koreanischen Staaten setzt sich auch bei der Tischtennis-WM im schwedischen Halmstad fort. Sechs Tage nach dem historischen Treffen zwischen Nordkoreas Machthaber Kim Jong-un und Südkoreas Präsident Moon Jae-in an der militärischen Demarkationslinie vereinigten sich fernab der Heimat die Tischtennisspielerinnen mitten im Turnier zu einem Team.
Anstatt im Viertelfinale gegeneinander zu spielen, stellten die Mannschaften den Antrag, im Halbfinale gegen Japan oder die Ukraine (Freitag 11.00 Uhr) gemeinsam anzutreten. Mit Erfolg. “Als ich das Board of Directors über die Entwicklungen informiert habe, sind die Delegierten für die vereinigte Mannschaft aufgestanden und haben applaudiert, um ihre Unterstützung für diesen historischen Schritt zu zeigen”, sagte der Limburger Thomas Weikert, Präsident des Weltverbandes ITTF.
“Das ist zwar nicht zu 100 Prozent regelkonform, aber hier geht es um mehr als Regeln und Sport. Hier geht es um Politik, Einigung und Frieden”, sagte Weikert dem SID: “Daher nehmen wir das Risiko in Kauf.”
Ryu Seung-min, Vize-Präsident im südkoreanischen Tischtennisverband und Mitglied des Internationalen Olympischen Komitees (IOC), lobte die ITTF für die spontane Entscheidung. “Dies ist ein wichtiges Statement, um den Frieden zwischen unseren Ländern durch das Tischtennis zu fördern”, sagte der Olympiasieger von 2004.
Bereits bei den Olympischen Winterspielen im südkoreanischen Pyeongchang war ein gemeinsames Eishockey-Team im Frauenturnier an den Start gegangen. Im Anschluss setzte diplomatisches Tauwetter auf der seit dem Koreakrieg (1950 bis 1953) getrennten Halbinsel ein. Auf das Treffen zwischen Kim und Moon soll Ende Mai ein Gipfel zwischen Kim und US-Präsident Donald Trump folgen. Nordkorea soll seine Bereitschaft zur atomaren Abrüstung erklärt haben.
Zum bislang letzten Mal hatten 1991 Spielerinnen aus Süd- und Nordkorea gemeinsam an einer Tischtennis-WM teilgenommen und damals im japanischen Chiba den Titel gewonnen.