Wegen WM-Affäre: DFB macht erstmals Verluste
Die Steueraffäre um die Heim-WM 2006 hat wie erwartet ein großes Loch in die Kasse des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) gerissen. Für das Finanzjahr 2017 weist der Verband erstmals einen Verlust, und zwar in Höhe von insgesamt 20,263 Millionen Euro auf. Insgesamt 22,57 Millionen Euro kostete die Steuernachzahlung, die im Zuge der offenbar frisierten Steuererklärung 2006 verhängt worden war.
DFB-Schatzmeister Stephan Osnabrügge betonte, dass der DFB dennoch “nach wie vor gesund” und in der Lage sei, seine “Verpflichtungen zu erfüllen”. Der Verband hoffe sehr, “dass uns die wirtschaftlichen Lasten der Vergangenheit wieder in die Zukunft blicken lassen”, sagte Osnabrügge: “Der DFB verfügt über ein solides wirtschaftliches Fundament, das uns Planungssicherheit gibt. Der DFB geht gestärkt aus dieser Krise hervor.”
Insgesamt nahm der DFB im Jahr 2017 323,928 Millionen Euro ein (2016: 290,366 Millionen). Dem gegenüber standen Ausgaben in Höhe von 355,984 Millionen (294,788 Millionen). Im Vorjahr hatte der DFB noch einen Gewinn in Höhe von 7,807 Millionen verzeichnet. 2017 wurden Rücklagen in Höhe von 11,703 Millionen (12,329 Millionen) planmäßig verwendet. Das Eigenkapital sank 2017 um 31,967 Millionen.
“Kein Sportverband kann eine solche einmalige Belastung aus dem laufenden Haushalt abbilden, ohne dass das Ergebnis deutlich verzerrt wird”, sagte Osnabrügge. Der DFB hat bereits gegen die geänderten Steuerbescheide Rechtsmittel eingelegt.
Hintergrund der Nachzahlung ist der nach wie vor ungeklärte Zweck der Zahlung der 6,7 Millionen Euro im Jahr 2005 über den Weltverband FIFA an den früheren adidas-Chef Robert Louis-Dreyfus. Der DFB hatte die Summe in seiner Steuerklärung 2006 als Kostenbeitrag zu einer WM-Gala verbucht, die aber nie stattgefunden hat. Involviert in die vermeintliche Verschleierung war das frühere WM-Organisationskomitee.
“Insbesondere das Thema Schadensersatz wird uns weiterhin begleiten”, sagte Osnabrügge: “Der DFB wird entsprechende Ansprüche verfolgen.” Von der Frankfurter Staatsanwaltschaft angeklagt worden sind die Ex-DFB-Präsidenten Wolfgang Niersbach und Theo Zwanziger sowie der langjährige DFB-Generalsekretär Horst R. Schmidt und der frühere FIFA-Generalsekretär Urs Linsi.
Für “alle Risiken”, die sich ergeben könnten, habe der DFB Rückstellungen in Höhe von 17 Millionen Euro gebildet, sagte Osnabrügge. Die seit zwei Jahren laufende Betriebsprüfung habe mehrere Sachverhalte aus den Jahren 2012 bis 2014 abweichend von der bisherigen Praxis bewertet. Es geht dabei vor allem um die Besteuerungspraxis der Einnahmen aus der Bandenwerbung und Umsatzsteuereffekte, durch die weitere Nachzahlungen drohen könnten.
Ein hoher Kostenfaktor in Zukunft wird die DFB-Akademie werden, die bis zu 150 Millionen kosten wird und bis Anfang 2021 gebaut sein soll. Die Hälfte davon will der DFB mit Eigenkapital stemmen, die andere Hälfte über Kredite. Im Jahr 2017 kostete das Akademie-Projekt 1,25 Millionen.
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