WM-Halbfinale gegen Norwegen: Beton-Abwehr gegen Turbo-Angriff

Im Halbfinale geht es für die Deutschen gegen Norwegen ©FIRO

Und jetzt Norwegen: Die deutschen Handballer sind nach Hamburg zurückgekehrt und bereiten sich auf ein Spiel vor, wie sie es nicht noch einmal erleben werden. Derweil bricht die WM einen Zuschauerrekord.

Hamburg/Köln (SID) Uwe Gensheimer betrat als Letzter das Teamhotel in Hamburg, nicht nur für den Kapitän der deutschen Handballer schloss sich am Donnerstag der Kreis. “Als wir hier die Vorbereitung Anfang Januar angefangen haben, war es nicht vorauszusehen, dass wir als ungeschlagener Halbfinalist zurückkommen”, sagte der Linksaußen – und die wundersame Reise bei der Heim-WM soll noch lange nicht beendet sein.

Die Spannung vor den Tagen der Wahrheit steigt. Linkshänder Fabian Wiede war “froh, wieder in dem Hotel zu sein, das wir sehr gut kennen. Nun freuen wir uns auf das Spiel gegen Norwegen.” Der Blick von Bundestrainer Christian Prokop und seinen Recken richtet sich nicht zurück, sondern nach vorn. Am Freitag (20.30/ARD) geht es in der Arena am Hamburger Volkspark um einen Platz im Finale am Sonntag im dänischen Herning. “Uns geht es allen sehr gut, wir haben sehr gut geschlafen”, sagte Kreisläufer Jannik Kohlbacher dem SID vor dem Abflug in Köln: “Jetzt ist alles möglich. Dafür trainieren wir jeden Tag.”

Fast alle Spieler haben nach dem langen Turnier das eine oder andere Wehwehchen, sind aber am Freitag einsatzbereit. Ein Fragezeichen steht nach wie vor hinter Steffen Weinhold, dessen Form laut DHB-Vizepräsident Bob Hanning nach einer im Spiel gegen Frankreich erlittenen Adduktorenzerrung noch “nicht wieder so ist, wie sie wünschenswert wäre”.

Torwart-Gigant Andreas Wolff nimmt das Halbfinale, wie es kommt. “Das wird ein schwieriges Spiel, da kann alles passieren, das ist ein WM-Halbfinale”, stellte er sehr richtig fest und zählte sicherheitshalber gleich mal die Stärken des Gegners auf: “Norwegen hat einen breiten Kader, einen guten Rückraum, super Torhüter, und die Außen sind echt tricky.”

Hanning findet das auch, aber er findet vor allem, dass die deutsche Mannschaft “auf einzelnen Positionen und insgesamt mindestens genauso stark, wenn nicht einen Tick stärker ist”. Den superschnellen Angriffen der Skandinavier stellt sich die deutsche Beton-Abwehr entgegen, laut Hanning “die beste der Welt”.

Es geht um viel, für den DHB ist es das wichtigste Spiel seit dem EM-Finale 2016, und der Bundestrainer mobilisiert vor der Endphase eines langen Turniers noch einmal alle Kräfte. “Wenn wir das Halbfinale gewinnen wollen, brauchen wir alle am Optimum”, sagte Prokop. Norwegen sei eine Mannschaft, die sich in den vergangenen Jahren kontinuierlich weiterentwickelt habe und mit Rückraumspieler Sander Sagosen über einen Weltstar verfüge.

Die beiden Mannschaften kennen sich aus dem Effeff, fast ein Dutzend Spieler aus dem norwegischen Kader verdient sein Geld in der Bundesliga. “Es ist ein Team, das mit hoher Konstanz seine Spiele auf hohem Niveau abliefert”, sagte Gensheimer: “Das wird ein harter Brocken, aber bei der Leistung, die wir bisher gezeigt haben, müssen wir uns vor keinem Gegner verstecken.” Fabian Böhm, beim 31:30 im letzten Hauptrundenspiel gegen Spanien am Mittwoch in Köln der “Man of the Match”, weiß, warum Deutschland gewinnt: “Weil wir die bessere Mannschaft sind.”

Daran hat Christian Prokop den größten Anteil – sagt jedenfalls Bob Hanning. “Akribie, Sachverstand und eine hohe menschliche Kompetenz zeichnen ihn aus”, sagte der Spitzenfunktionär am Donnerstag in Köln: “Wir glauben an diesen Trainer und seine Ideen, keine überalterten Stars einzusetzen, die nach der WM aufhören, sondern junge, frische Spieler, mit denen wir die nächsten Jahre planen können.”

Einen Rekord hat diese WM schon mal gebrochen. Bisher sahen insgesamt 837.000 Besucher in Berlin, Köln, München, Kopenhagen und Herning die 90 Spiele in Vor-, Haupt- und Platzierungsrunde. Die bisherige Bestmarke hielt die WM 2007 in Deutschland mit insgesamt 750.000 Zuschauern. “Wir waren selbst dann voll besetzt, wenn die deutsche Mannschaft nicht gespielt hat”, sagte DHB-Präsident Andreas Michelmann: “Daran sieht man, was diese WM für den Handball bedeutet.”

 


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